„Ich weiß einfach nicht, was ich noch tun soll!“ Marina Schneider sah mich an. Die Augen meiner Klientin waren weit aufgerissen und glänzten. An ihrem Hals hatten sich nervöse Flecken gebildet. Ich seufzte innerlich. Denn auch ich war mittlerweile mit meinem Latein am Ende.
Seit einem Jahr kam Marina Schneider nun schon zu mir in die psychosoziale Beratung, um mit mir über ihr schwieriges Verhältnis zu Männern zu sprechen. Die gestandene Business-Frau hatte ein Problem: Sie wurde in nahezu jeder Partnerschaft betrogen. Immer und immer wieder. Seit Jahren.
Zu Beginn unserer Treffen war ich zuversichtlich gewesen, dass die eigentlich sehr selbstsicher auftretende Mittvierzigerin bald schon die Kurve kriegen würde. Klar, über Nacht ändert niemand sein Beziehungsverhalten. Und aus vielleicht sogar über Jahrzehnte antrainierten Beuteschemata auszubrechen, das fällt keinem leicht. Aber ich war mir sicher gewesen, dass sie, nachdem wir ihrem Problem einmal auf den Grund gegangen waren, bald schon Mittel und Wege finden würde, um sich künftig andere Männer auszusuchen.
Doch nun, ein Jahr und Dutzende Sitzungen später, war ich genauso ratlos wie meine Klientin selbst. Sie hatte in der Beratung mit mir die zerbrochene Beziehung zu ihrem Exmann, das schwierige Verhältnis zu ihrem früh verstorbenen Vater, ihre Kindheit, die Themen, die sie mit ihrer Mutter hatte, und die größten Krisen ihres Lebens besprochen und aufgearbeitet. Sie war selbstkritisch und ehrlich gewesen und hatte nie ein Blatt vor den Mund genommen. Wir hatten eine Familien-Aufstellung gemacht, systemische Maßnahmen besprochen, ich hatte sie sogar zur einem Hypnose-Therapeuten geschickt – und dennoch zog sie die untreuen Männer an wie der Honig die Bären. Selbst die nettesten Kerle, die auf den ersten, den zweiten und sogar auf den dritten Blick wie die perfekten Schwiegersöhne wirkten und allem Anschein nach keiner Fliege etwas zuleide tun konnten, gingen nach wenigen Wochen fremd. Und weil Marina Schneider mittlerweile hinter jeder Ecke einen Seitensprung witterte, bekam sie es jedes Mal mit und zerbrach beinahe daran.
Ich war ehrlich verzweifelt. Denn ich wollte ihr so gern helfen. Sie weinte oft in unseren Sitzungen, und ich spürte ihren innigen Wunsch, endlich einen Menschen zu finden, auf den sie sich wirklich verlassen konnte. Da war etwas, das spürte ich intuitiv, was sie davon abhielt, sie selbst zu sein – doch es verbarg sich vor mir. Und vor ihr. Ich kam zu dem Schluss, dass Marina Schneider selbst gar nicht wusste, was sie so blockierte. Vielleicht war es etwas, an das sie sich nicht erinnerte – weil ihre Seele es so gut in ihrem Unterbewusstsein versteckt hatte, um nicht mehr davon verletzt zu werden. Doch wie kam ich an diese Erinnerung heran? Wie konnte ich meiner Klientin zu mehr Glück in ihren Beziehungen und ihrem Leben verhelfen? Wie konnte ich ihr wirklich helfen?
Natürlich wusste ich, dass mir in gewisser Hinsicht die Hände gebunden waren, denn letztendlich konnte ich sie auf dem Weg der Erkenntnis nur begleiten und vielleicht ein Lichtlein halten, nicht jedoch die entscheidenden Schritte machen. In meiner Hilflosigkeit suchte ich mir Rat bei anderen Therapeuten und besprach das Dilemma auch in der Supervision.
„Es gibt eine unbestimmte Traurigkeit in meiner Klientin, die ich einfach nicht zu fassen kriege. Meine Intuition sagt mir, dass diese Traurigkeit, dieses Gefühl des Nicht-Genügens, etwas damit zu tun hat, dass sie immerzu betrogen wird. Aber ich weiß nicht, was ich noch tun kann.“
Auch meine Kollegen waren überfragt. Sie empfahlen mir erneut die Hypnose, rieten mir, mich mit noch erfahreneren Therapeuten zusammenzuschließen, doch letztendlich waren sie genauso ratlos wie ich.
Nun saß Marina Schneider vor mir, das Gesicht in den Händen vergraben, und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Immer gerate ich an die Falschen. Ich sollte aufhören, irgendjemanden an mich heranzulassen, dann werde ich auch nicht mehr verletzt. Es ist wie ein Fluch, der auf mir liegt!“ Plötzlich richtete sie sich auf, wischte sich die verschmierte Wimperntusche aus den Augenwinkeln und sagte: „Frau Jankovic-Steiner, Sie haben mich nun so intensiv begleitet. Aber ich denke darüber nach, den Rat meiner Freundin zu befolgen. Sie war bei einem Alternativmediziner, der ihr geholfen hat … Vielleicht hat der ja eine Idee.“
„Ja, vielleicht“, erwiderte ich zögerlich. Ich bin grundsätzlich dafür, alle Register zu ziehen, wenn es um das Seelenheil meiner Klienten geht. Gleichzeitig hatte ich eine Ahnung, dass es sich für Marina Schneider nicht auszahlen würde, ihre Sorgen zu einem Kollegen zu tragen. Hieß es nicht, dass viele Köche den Brei verdarben? Andererseits: Ich kam ja auch nicht weiter! Und es ging ihr schlecht – das war unübersehbar.
Als Marina Schneider gegangen war, grübelte ich noch lange über ihre Worte nach. Auf der einen Seite fand ich es schrecklich, wie viele Menschen in der Hoffnung auf Heilung, sei es von psychischen oder physischen Erkrankungen, von Pontius zu Pilatus rennen. Doch im Grunde werden immer nur die Symptome behandelt, selten die Ursachen, vor allem dann, wenn man andauernd den Therapeuten und die Behandlung wechselt. Denn die Hoffnungslosen fühlen sich oft gezwungen, weiterzumachen, wenn eine Methode nicht klappt – nur eine Therapiestunde noch, nur einmal mehr eine Tür aufstoßen, einen Versuch noch wagen, und dann kommen sie vielleicht endlich ihrem Lebensglück ein Stück näher.
Aber kaum einer wird geheilt. Stattdessen geht es den Menschen, die derart verzweifelt auf der Suche sind, sogar schlechter. Denn mit jedem Mal, wenn die Resultate ausbleiben, die Therapie nach einer Erstverbesserung am Anfang nicht mehr anschlägt oder die Wirkung des Seminars nach nur drei Tagen nachlässt, werden sie hoffnungsloser. Wieder ein Rückschlag! Wieder keine Besserung in Sicht. Und am Ende verdienen vor allem die Therapierenden.
Die besten Therapeuten sind doch jene, dachte ich, als ich am Abend mit einem Glas Wein auf dem Sofa saß und über Marina Schneiders Verzweiflung nachdachte, denen das Leben ihrer Klienten wirklich am Herzen liegt. Die sie uneigennützig begleiten und ihnen sagen: „Suchen Sie nicht im Außen, was Sie im Innen finden müssen. Kein anderer weiß, wie es sich anfühlt, in Ihrer Haut zu stecken. Nur Sie selbst können dafür sorgen, dass es Ihnen gutgeht.“
In diesem Moment, als ich in all meiner Selbstgerechtigkeit und Zufriedenheit in meiner schicken Wohnung auf dem nicht gerade günstigen Sofa saß und einen sehr guten Rotwein genoss, wurde mir schlagartig klar, dass auch ich nur deshalb ein so schönes Leben genießen konnte, weil es Menschen gab, die voller Hoffnung in meine Praxis kamen und sich von mir behandeln ließen. Menschen, die in mir, dem Außen, nach einer Lösung für die Probleme in ihrem Inneren suchten. Menschen wie Marina Schneider.
Mit einem Mal schmeckte der Rotwein schal. Ganz langsam stellte ich das Glas auf den Couchtisch, während die Rädchen in meinem Kopf zu rotieren begannen. Ich übte meinen Beruf mit Freude aus und zog viel Befriedigung daraus, wenn ich sah, dass es meinen Klienten am Ende einer Sitzung oder Therapie besser ging als zuvor. Und ja, ich genoss auch die Position, die ich im Leben einiger Menschen einnahm, da ich als Beraterin in vielen Situationen fungierte. Ich hatte immer eine Idee oder Inspiration, wie meine Klienten ihr Leben anders gestalten oder einen Konflikt lösen konnten.
Aber verteilte ich nicht auch Ratschläge wie die „Weisheit in Person“? Als hätte ich schon alles gefühlt und erlebt? Wie weit war es um meine Fähigkeiten als Beraterin überhaupt bestellt, wenn ich einer Frau wie Marina Schneider nicht helfen konnte, ein glücklicheres Leben zu führen? War ich eigentlich in der Lage, über die Situation anderer Menschen zu urteilen, wenn ich nicht wusste, wie es sich anfühlte, in ihrer Haut zu stecken?
Tief in meinem Inneren wusste ich die Antwort auf meine Fragen: Kein Mensch, auch wenn er noch so viele psychologische, pädagogische oder medizinische Ausbildungen absolviert hat, kann wissen, wie sich das Leben eines anderen anfühlt. Natürlich kann es wichtig und nützlich sein, sich in bestimmten Lebenslagen, vor allem an Weggabelungen und vor großen Entscheidungen, Meinungen von außen einzuholen. Aber wer war ich, diese Person sein zu wollen?
Ich ging an diesem Abend mit einem unguten Gefühl ins Bett, das sich in den kommenden Tagen noch verstärkte und mich auch nach Wochen noch nicht losließ. Die Beratungssitzungen fielen mir immer schwerer; die Zweifel, ob das, was ich meinen Klienten anbot, für sie überhaupt von Nutzen war, erdrückten mich. Schließlich entschied ich, die Arbeit als psychosoziale Beraterin für einige Monate einzustellen. Ich verspürte den dringenden Wunsch, etwas in meinem Leben und meinem Arbeiten zu verändern. Und auch wenn ich keine Ahnung hatte, was diese Veränderung sein oder bewirken konnte, wusste ich: So, wie ich es bislang getan hatte, kam ich nicht mehr weiter.
Aus einem Impuls heraus beschloss ich, für ein paar Tage in ein Naikan-Retreat zu gehen, eine Art japanisches Schweigekloster. Denn immer wieder kam mir ein Satz in den Sinn, den ich zu Beginn meiner Krise gedacht hatte: „Such nicht im Außen, was du im Innen finden willst.“ Und wo könnte ich besser zur Ruhe und zu meinem Inneren finden, als in einer vollkommen stillen Umgebung?
Als ich vor dem alten Bauernhaus stand, irgendwo weit weg von allem, kam mir meine Idee allerdings gar nicht mehr so gut vor. Mein Handy hatte ich zu Hause gelassen. Ich fragte mich, wie es mir möglich sein sollte, ohne Kommunikation zur Außenwelt, ohne Bücher und ohne meine geliebten Medien zu überleben. Doch ich wusste, es war an der Zeit, den Blick nach innen zu richten. Denn ich fühlte mich schlecht. Ich hatte Beratungen gegeben, die den Menschen, wie ich mittlerweile fand, nur oberflächlich halfen, hatte Geld erhalten, das mir eigentlich nicht zustand. Ich zweifelte an mir und an meinem Beruf. Also beschloss ich, mich dem Schweigen zu überlassen.
Ein freundlicher alter Mann begrüßte mich. Er sprach so ungeheuer langsam und bedacht, dass er mich damit fast in den Wahnsinn trieb, denn ich war (und bin bis heute) ein ausgesprochen ungeduldiger Mensch. Deswegen war ich auch froh, nur sieben Tage im Schweigekloster gebucht zu haben, die mir zu diesem Zeitpunkt wie eine Ewigkeit vorkamen.
Ich löcherte den Mönch mit Fragen. Wie läuft das hier ab? Wann gibt es Essen? Spricht man wirklich mit niemandem? Und warum ist es noch nicht einmal erlaubt, einem der Anwesenden in die Augen zu sehen? Ist das wirklich schon Kommunikation?
Doch er lächelte nur weise und sagte: „Alles, was kommt, ist gut.“
Das war‘s. Mehr bekam ich nicht von ihm, und die Zweifel, ob mir das Schweigekloster wirklich helfen würde, wurden noch deutlich größer. Aber nun war ich einmal hier, und so würde ich mich auch auf das Abenteuer Stille einlassen.
Er führte mich in mein spärlich eingerichtetes Zimmer. Ein Bett, ein Schreibtisch. Wofür ich den brauchte, wusste ich nicht, denn nicht einmal Schreibsachen, Papier und Stift, waren im Kloster erlaubt. Der Blick aus dem Fenster führte hinaus in die Natur, ich sah Bäume, Wiesen und einen kleinen Brunnen. Ich ließ den Blick durch meine Kammer schweifen. Die Tapeten an den Wänden waren über und über mit Blumen verziert. Eine Erinnerung aus meiner Kindheit schob sich in mein Gedächtnis: wie ich als kleines Mädchen auf dem stillen Örtchen saß und die Blumen an den Wänden zählte.
„Ab jetzt gibt es keine Worte mehr“, sagte der Mönch, der immer noch in der Tür stand. „Mach es dir gemütlich und pack deine Sachen aus. Keine Medien, keine Ablenkung. Nur du.“
Die Tür fiel ins Schloss. Ich saß auf dem harten Bett und spürte, wie Unruhe in mir aufkam. Während ich dort hockte und schwieg, drehten sich meine Gedanken immerzu im Kreis. Wo willst du hin? Was willst du tun? Was ist die Lösung? Und wieder von vorn. Es war zum Verrücktwerden und dauerte ein paar Tage, bis sich die Stille über meinen Körper legte und ich mich endlich ganz in Ruhe in meinem Geist umsehen konnte. „Such nicht im Außen, was du im Innen finden willst …“ In meinem Inneren lag die Antwort auf alles.
Also ließ ich zu, dass meine Gedanken auf die Reise gingen. Ohne sie in eine bestimmte Richtung zu lenken, ließ ich sie treiben. Sie flossen dahin, mal plätscherten sie in Richtung Zukunft, mal sprudelten sie in der Gegenwart, und von Zeit zu Zeit strömten sie auch in die Vergangenheit. Bilder tauchten aus der sprichwörtlichen Erinnerungsflut auf. Meine Eltern kamen mir in den Sinn, Schnappschüsse aus meiner Kindheit ploppten vor meinem inneren Auge auf. Ich traf alte Wegbegleiter wieder, Freunde, zu denen der Kontakt abgebrochen war, aber auch Menschen, die leider schon länger nicht mehr unter uns weilten.
Ich dachte an Anneliese. Sie war eine gute Freundin meiner Familie gewesen und hatte wie wir in einem kleinen Ort in der Steiermark gelebt. In meiner Kindheit war Anneliese so etwas wie eine Art Ersatz-Oma gewesen, die mir in jeder Situation mit Rat und Tat zur Seite stand. Und zwar wortwörtlich, denn oft fragte ich sie, ob ich jetzt draußen spielen solle, ob diese oder jene Freundin gut für mich sei, ob ich für die Schule genug gelernt hätte und dergleichen mehr. Alles Fragen, die sich Kinder immer wieder stellen. Aber Anneliese sagte stets dasselbe: „Die Antworten auf alle Fragen sind in dir. Dein Körper weiß, was gut oder schlecht für dich ist. Lerne, auf ihn zu hören, und du weißt, was du tun musst.“
Ich saß im Schneidersitz im Meditationsraum des Klosters und unterdrückte ein Seufzen. Ach, Anneliese, dachte ich. Wenn du doch nur hier wärst und mich unterstützen könntest.
In dieser Sekunde war es, als fiele alles auf seinen Platz. Die Blumentapete in meinem Zimmer. Meine Kindheit in der Steiermark. Anneliese. Die Antworten in meinem Körper. Als hätte all das, wonach ich seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren suchte, seine Bestimmung gefunden. Es befand sich doch alles in mir! Alles, was ich wollte, war längst da. Ich hatte es bloß nicht gesehen – blind war ich durch einen Wald gelaufen, den ich vor lauter Bäumen nicht gesehen hatte.
Ich riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Am liebsten wäre ich direkt aufgesprungen und hätte mich an den Schreibtisch gesetzt, um meine Gedanken, die nun viel klarer und heller waren, niederzuschreiben. Aber das war nicht möglich – ich hatte nichts zum Schreiben. Ich zwang mich, die Meditation zu beenden und auf dem Weg in mein Zimmer nicht zu rennen.
Dann dachte ich die ganze Nacht durch. Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich von Anneliese gelernt hatte: den Feeling-Code. Eine Methode der Körperbefragung, bestehend aus Hypnose, und der Arbeit mit inneren Bildern, um Antworten auf die drängenden Fragen des Lebens zu bekommen, Verhaltensmuster zu verstehen und aufzulösen und so mehr Zufriedenheit im eigenen Leben zu erreichen. Der Feeling-Code bietet jedem Menschen die Möglichkeit, in sich selbst die Wahrheit zu finden, egal, ob es um die Liebe, die eigene Familie, den Beruf oder die Ernährung geht, und alle Verletzungen, die er in sich trägt, zu erkennen und aufzulösen.
„Such nicht im Außen, was du im Innen finden willst.“ Je häufiger ich den Satz dachte, desto eher war ich versucht, mir mit der flachen Hand an die Stirn zu schlagen. Anneliese hatte mich den Feeling-Code als kleines Mädchen gelernt. Damals fand ich die Methode vor allem ungemein praktisch. Denn ich hatte durch den Feeling-Code das Gefühl, den anderen Kindern gegenüber im Vorteil zu sein. Ich wusste ja, dass mein Körper alle Fragen, die ich mir stellte, selbst beantworten konnte. Also zum Beispiel, ob ich mich lieber mit Anke oder mit Sophie verabreden sollte. Ob ich noch einmal die Matheaufgaben üben musste. Oder ob es richtig war, mich bei meinem Bruder für den Streit von neulich zu entschuldigen. Indem ich mich kurz konzentrierte, meine Aufmerksamkeit nach innen richtete und die Frage stellte, reagierte mein Körper mithilfe seiner Intuition so, dass ich genau wusste, was zu tun war.
Und genauso war es nun, fast fünfundzwanzig Jahre später. Ich wusste exakt, was zu tun war! Denn der Feeling-Code war eine Technik, die nur Anneliese und ich beherrschten. Nach ihrem Tod hatte sie mir all ihre Unterlagen und Aufzeichnungen vermacht, und lange Jahre meines Lebens hatte ich nicht gewusst, was ich mit dem ganzen Kram anstellen sollte. Doch nun stand es so klar vor mir, dass ich beinahe auflachen musste.
Es dauerte nach diesem Aha-Erlebnis im Kloster nicht lange, bis ich den Feeling-Code zum ersten Mal bei meinen Klienten anwandte. Mit vollem Erfolg. Ich war endlich in der Lage, die Menschen, die zu mir kamen, zu unterstützen – wirklich zu unterstützen. Und zwar, indem ich nichts von außen auf sie aufstülpte, sie nicht mit Ratschlägen „bedachte“ oder ihnen unendlich viele Fragen stellte, sondern indem ich ihnen dazu verhalf, all die Antworten, nach denen sie sich sehnten, in ihrem Inneren zu finden.
Marina Schneider erlebte in einer sehr emotionalen Feeling-Code Sitzung, woher das unbestimmte Gefühl, niemals genug zu sein, und ihr Verhalten in Bezug auf Männer herrührten. Wir fanden in ihrem Körper die Antwort auf unsere drängendste Frage: Warum wurde sie immer wieder betrogen? Diese Antwort war so spektakulär wie überraschend, und dank ihr konnten wir einige seelische Blockaden in ihrem Inneren auflösen. Einige Monate später ließ sich meine Klientin auf einen Mann ein – einen Mann, der sich lieber die linke Hand abhacken würde, als seine Frau zu betrügen. Sie sind bis zum heutigen Tag glücklich miteinander.
Ich begann, den Feeling-Code bei all meinen Klienten anzuwenden. Nur wenig später hatte ich so viele Anfragen, dass ich sie nicht mehr allein bewältigen konnte. Ich beschloss, mein Wissen weiterzugeben, und unterrichtete auch andere in der Anwendung der Methode.
Das alles ist nun einige Jahre her. Ich habe das große Glück, vielen Menschen mit dem Feeling-Code zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen. Manche kommen nur ein einziges Mal, viele immer wieder. Einigen helfe ich in Bezug auf ganz konkrete Fragestellungen, andere wünschen sich eine generelle „Bestandsaufnahme“. Jeder Klient ist verschieden, jede Feeling-Code Sitzung einzigartig, und das ist auch gut so.
Ich bin glücklich darüber, durch dieses Buch die Möglichkeit zu haben, einen noch viel größeren Kreis an Interessierten, Sinnsuchern, Fragenden und Neugierigen zu erreichen. Das Buch soll dir, liebe Leserin und lieber Leser, die Methode des Feeling-Codes erläutern und einfache und effiziente Mittel an die Hand geben, mit denen es dir möglich ist, dein Leben zu betrachten, darüber zu reflektieren und es aktiv umzugestalten. Denn das kannst du selbst und eigenständig tun. Du bist nicht von der Unterstützung anderer abhängig!
Ich möchte dich einladen, mit mir auf eine Reise zur Entstehung des Feeling-Codes zu kommen, zu seinen Ursprüngen, seiner Entwicklung und schließlich zu den Formen seiner Anwendung. Dank einiger Fallbeispiele aus meiner Praxis wirst du erkennen, dass der Feeling-Code Antworten auf alle Fragen in den verschiedensten Bereichen deines Lebens geben kann. Er verleiht dir die Möglichkeit, zu erkennen, warum es finanziell bei dir nicht klappt, weshalb der richtige Partner bislang nicht in dein Leben getreten ist und warum du beruflich noch nicht dort angekommen bist, wo du mit all deinen Fähigkeiten und Talenten sein könntest. Aber auch, warum du eine bestimmte Krankheit hast und was die unbewussten Hindernisse sind, die dich von einem Leben in Gesundheit und Zufriedenheit abhalten.
Lass dich auf eine Reise zu dir selbst ein, und du wirst sehen, wie erfüllend es ist, am Steuer des eigenen Lebens zu sitzen, anstatt nur Fahrgast in einem von der Straße abgekommenen Fahrzeug zu sein.